27.2.2022

Wenn du dich und andere im Licht der Liebe sähest

Wie oft blicken wir wirklich von Liebe kommend auf uns und andere? Wenn wir uns vorstellten, dass diese wunderbar gelbe Lampe das Licht der Liebe verströmte und wir würden ein Foto von uns darunter legen, wie würden wir dann aussehen, was würden wir an uns selber wahrnehmen? Und was, wenn unseren Partner im Lichtkegel der Liebe stünde? Welche vielleicht lange nichtmehr wahrgenommenen liebenswerten Eigenschaften würden wir neu entdecken? Und wie würden wir die Dinge sehen, die uns stören?

Was wenn unter jedem Konflikt Angst undUnsicherheit liegen und das beide Seiten als Gemeinsamkeit verbindet?

Gerade in der heutigen, oft sehr herausfordernden, verunsichernden Zeit mit den unterschiedlichsten Meinungen kann es so hilfreich sein, manchmal das Experiment mit dieser imaginären gelben Wunderlampe zumachen: vielleicht stellen wir uns sogar uns selber zusammen mit jemandem, der uns gerade fürchterlich aufregt in eben diesem Lichtkegel vor. Wenn wir dann noch einen Schritt zurück machen und auf diese Situation blicken, was würden wir sehen? Hätten wir vielleicht plötzlich Augen für die Angst undUnsicherheit, die auf beiden Seiten unter der Frustration oder Wut liegen? Könnten wir darin eine Gemeinsamkeit finden, statt uns weiter gegenseitig zu bekämpfen darin wer „Recht hat“?

 

Durch die Augen der Liebe blicken, das klingt kitschig und man mag damit auch an das Sprichwort der rosaroten Brille denken. Ja, ja, das herrlich rosarote Licht, das unseren Blick auf den anderen verzerrt und uns nur all das Wunderbare sehen lässt. Liebe aber verschließt die Augen nicht vor dem was unangenehm ist, dem was unfair zu sein scheint, den dunklen Ecken in unsereGemüt und dem des anderer. Durch die Augen der Liebe aber gehen wir in keine trennende Verurteilung oder Aburteilung unserer selbst oder des anderen.

Liebe verschließt die Augen nicht vor dem was unangenehm ist und lässt uns auch nicht wie ein „Opferlamm“ alles hinnehmen

Das Licht der Liebe erlaubt es uns offen zu bleiben, einen Raum des Annehmens bewohnen zu können und gleichzeitig für uns klar darin zusein, wenn sich etwas für uns nicht gut oder stimmig anfühlt. Wir bleiben in unserer Neugierde, sind offen für das, was uns trotz Konflikt dennoch verbindet, was hinter dem steht, was wir oder der andere tun und welche Gefühle wir haben.

 

Statt von vermeintlicher absoluter Sicherheit zu kommen, von der Überzeugung, dass wir absolut Recht haben, macht der von Liebe kommendeBlick Raum für Fragen: Worum geht es mir und der oder dem anderen in einer bestimmten Situation wirklich? Von welchem Platz aus komme ich in einem Konflikt? Warum beispielsweise geraten wir mit einer eigentlich geliebten Person so schnell in Streit, wenn wir uns kritisiert fühlen?

Erfahrungen der aus der Vergangenheit prägen oft heute noch unbewusst unsere Wahrnehmung der Dinge, was zu Überreaktionen führen kann

Für jedes Verhalten, für jedes Muster, jeden Charakterzug, den wir an uns oder anderen nicht mögen gibt es einen guten Grund. Wenn jemand auf Worte von uns scheinbar überreagiert, lässt uns der Blick durch die Augen der Liebe innehalten. Statt uns durch eine solche Reaktion angegriffen zu fühlen und den oder die andere darin zu berichtigen, dass die Reaktion übertrieben ist, können wir uns für die Situation öffnen. Wir können schauen, wie es uns damit geht und auch, warum wir vielleicht getriggert sind davon, wenn jemand anderer „überreagiert“.  Jede„Überreaktion“ hat irgendwo ihre Ursache, selbst wenn uns nicht bewusst ist, was die ursprüngliche Erfahrung war, die uns heute auf eine bestimmte Weise reagieren lässt.

 

„Ein schöner Text“, mag man denken, aber doch sieht der Alltag oft so anders aus. Paradoxer Weise kann es uns dabei helfen tatsächlich durch die Augen der Liebe zu blicken, wenn wir uns einem Gefühl zuwenden, das gemeinhin als unschön, unangenehm und nicht sonderlich kultiviert gilt. DieSprache ist hier von der Wut.

Indem wir sicheren Raum für Wut schaffen, können wir um so klarer durch die Augen der Liebe blicken

Wenn wir uns willentlich vornehmen verständnisvoll, annehmend und liebevoll auf uns selber und andere zu blicken wird mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann in eine Sackgasse führen oder nur kurzfristig wirken. Aber wenn wir zum Beispiel lernen unserer Wut in einem geschützten und sicheren Rahmen für uns selber Raum zu geben, sie zu ehren, ihr unser Ohr zu leihen, dann werden hinterher weniger Wolken da sein, die den Blick sonst trüben können.

 

Und selbstverständlich spreche ich hier nicht davon, einem anderen Menschen seine Wut entgegen zu schleudern. Vielmehr geht es darum, seineeigene Wut wahrzunehmen und sich dafür Raum zu geben, indem man sich zurückzieht, sich wirklich Zeit für sich nimmt.

Gefühlen Raum geben, während wir dasNervensystem regulieren

Ungemein hilfreich ist es, wenn man zum Fühlen und Ausdrücken all dessen, was vom Platz der Wut in uns heraus gesagt werden will die sogenannte Klopftechnik anwendet, auch bekannt unter Tapping oder EFT (=Emotional Freedom Technique). Kurz gesagt klopft man dabei auf bestimmte Akupressurpunkte, während man den Fokus beispielsweise auf das Gefühl der Wut legt und all die Urteile, die wir in uns haben. Das führt dazu, dass unserNervensystem trotz der intensiven Gefühle reguliert wird und nicht in eineStress-Reaktion verfällt.

 

Und um ein Beispiel dafür zu haben, wie wir unserer Wut auf liebevolle, für uns hilfreiche und lösende Weise Raum geben können, gibt es unten am Ende des Textes ein Video mit Klopfanleitung: „EFT: Wut lösen und ehren”. Weitere Information zum Thema findet sich in einem kurzen Video „Was ist EFT?“. Die einzelnen Akupressurpunkte für das Klopfen sind hier.

Unterdrückung von Wut kann dazu führen, dass wir starrsinnig auf unserer Position beharren

Wenn wir nicht versuchen unsere Wut zu unterdrücken, sie weg zu rationalisieren und über sie hinweg diplomatisch zu sein, dann können wir wirklich offener für uns und den oder die andere sein. Durch die Augen derLiebe zu blicken, von der Annahme auszugehen, dass alles irgendwo einen gutenGrund hat, heißt aber nicht, dass wir alles akzeptieren und hinnehmen müssen.Annahme in diesem Rahmen bedeutet, dass wir weder uns noch den anderen hart verurteilen oder für absolut schlecht und falsch befinden.

 

Wir haben unsere Meinung, haben eine Position und da ist dennoch Offenheit. Auf unserem Standpunkt beharren zu müssen, dem anderen zu zeigen, dass wir Recht haben, ist manchmal nämlich schlicht und einfach nurAusdruck dafür, dass wir selber unseren Gefühlen und unserer Wut noch keinenRaum gegeben haben. Dann braucht die Wut es, durch einen „Sieg“ beruhigt zu werden.

 

Lösung geschieht aus Annahme, auch aus der Annahme all derGedanken und Gefühle, die wir uns selber verurteilen.