15.1.2020

Nachhaltigkeit von innen heraus

Achtsam und schonend mit unserer Umwelt und den Ressourcen umgehen, das ist die eine Seite. Aber wie sieht Nachhaltigkeit mit uns selber aus? Wie gehen wir mit unseren inneren Ressourcen um? Welche bedrohten Wälder sind in unserem Inneren und brauchen unsere Aufmerksamkeit? Nachhaltigkeit im tiefsten Sinne findet immer auf beiden Ebenen statt, im Äußeren und da in jedem noch so kleinen Schritt, aber auch im Inneren mit allem, was da unserer Aufmerksamkeit und unseres Schutzes bedarf.

Kürzlich habe ich mich auf einer Netzwerkseite für den Bereich rund um den Ammersee eingetragen. AmmerZone ist eine Plattform, die Menschen und Unternehmen vernetzen will, denen verantwortliches Handeln für sich, die Gemeinschaft und die Umwelt am Herzen liegt. Ich durfte einen Artikel über Nachhaltigkeit für diese Seite schreiben, den ich gerne ein wenig abgewandelt auch hier teilen möchte.

Nachhaltigkeit ist heutzutage in aller Munde und immer mehr Menschen machen sich Gedanken darum, wie wichtig es ist, nachhaltig zu leben. Bevor ich hier einige Worte darüber sage, möchte ich eine Definition aus dem Duden vorausschicken. Danach wird dieser Begriff auch im Sinne eines modernen und umfassenden Prinzips definiert „nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren , künftig wieder bereitgestellt werden kann“.

Nachhaltigkeit bedeutet die Regulations- und Selbstheilungsmechanismen zu unterstützen – bei sich selbst und in der Umwelt

Mit anderen Worten könnte man sagen, dass Umwelt und Lebewesen sich mit ihren eigenen Regulations- und Selbstheilungsmechanismen möglichst frei entfalten können sollten. Da wir als Mensch schon vor langer Zeit begonnen haben, in dieses System einzugreifen, müssen wir heute dringend unseren Konsum bremsen, innehalten und darüber nachdenken, was über die Grenzen des natürlichen Wachstums hinaus geht.

Diese Gedanken lassen sich aber auch auf uns als Menschen übertragen. Was wäre, wenn wir uns die Frage der Nachhaltigkeit auch in Bezug auf uns selbst als Person stellen? Wie wäre es, wenn wir neben unserem Engagement für Nachhaltigkeit in der Umwelt unseren Blick nach innen richten? Was sind unsere ganz persönlichen Ressourcen, wie gehen wir eigentlich damit um? Denn wenn wir uns um uns selbst kümmern, werden wir von innen heraus auf natürliche Weise auch in unserer Umwelt für Nachhaltigkeit sorgen.

Wo rette ich einen Wald, eine bedrohte Tierart, weil eigentlich in mir ein verwundeter Anteil um Hilfe ruft?

Manchmal ist es einfacher, sich im Außen um etwas zu kümmern, es zu retten, sich dafür einzusetzen, als sich seinen inneren Stimmen zuzuwenden, die ebenfalls Hilfe benötigen. Es kann sein, dass wir in manchen Fällen eine innere Not auf einen Notstand in unserer Umwelt projizieren und damit auf unbewusste Weise im Außen versuchen, uns selbst zu helfen oder zu retten. Wenn dem so sein sollte, dann wäre es doch spannend, dies herauszufinden, oder?

Aus meiner Sicht wird alles, was wir im Leben tun umso nachhaltiger, je mehr wir gelernt haben, uns um uns selbst zu kümmern, unsere Gefühle, Bedürfnisse und gesunden Grenzen zu kennen. Welcher Wald stirbt in uns, um den wir uns vielleicht kümmern sollten? Welche Tierart in uns ist bedroht und braucht unsere Aufmerksamkeit?

Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit findet man auch immer wieder den Begriff der Entschleunigung. Sie bildet aus meiner Warte den Kern einer Rückbesinnung auf uns, setzt den Grundstein der Nachhaltigkeit mit uns selber. Und gleichzeitig kann Entschleunigung – so verlockend und entspannend sie klingt – auch überraschend herausfordernd sein.

Entschleunigung und Achtsamkeit für unsere Bedürfnisse als Grundstein dafür die Grenzen und Bedürfnisse der Natur und Umwelt zu wahren

Wer bin ich, wenn ich nicht permanent beschäftigt bin? Wer bin ich, wenn ich innehalte und vielleicht plötzlich Trauer aufkommt? Wer bin ich, wenn ich mich nicht über das definiere, was ich tue? Wer bin ich, wenn ich einfach nur bin?

Unsere Gesellschaft konditioniert uns zum Tun und baut bisher noch stark auf dem Prinzip „schneller, höher, weiter“ auf. Sich davon frei zu machen, sein eigenes Tempo, seine eigenen Werte zu finden, kann zwar herausfordernd sein, ist aber immer unendlich bereichernd. Wo ein Tun im Außen vielleicht ein unbewusstes inneres Loch stopfen muss und uns von außen einen Wert gibt, während es innen vielleicht Selbstzweifel oder Gefühle von Wertlosigkeit gibt, erlaubt uns die Rückbesinnung durch Entschleunigung und Achtsamkeit das langsame Wachsen eines inneren Wertes, innerer Bedeutsamkeit.

Wenn wir etwas über unsere eigenen Grenzen lernen, über das Nein-Sagen oder lernen, um Hilfe für sich selbst zu bitten, werden wir wieder an unsere innewohnende Kraftquelle anknüpfen können. Mit dem Wissen über unsere Fähigkeiten, aber auch über unsere Grenzen, gepaart mit einer achtsamen Selbstfürsorge, werden wir auf ganz natürliche Weise auch in unserer Umwelt für Nachhaltigkeit sorgen wollen.

Unsere Umwelt zu schützen, bedeutet uns selbst zu schützen, die Grundlage unseres Lebens zu bewahren

Peter Wohlleben sagt in seinem Film "Das geheime Leben der Bäume": Naturschutz bedeutet, dass wir uns selber schützen. Wenn nämlich die Natur zerstört wird, so berauben wir uns unseres Lebensumfeldes.

Wie ich bereits sagte, beinhaltet Nachhaltigkeit – von der Naturschutz ja ein großer Bestandteil ist – für mich auch die Sorgsamkeit für sich selbst, also den ganz persönlichen Selbstschutz. Wenn wir uns von diesem Platz der Selbstfürsorge für unsere Umwelt einsetzen, so ist es leichter, für eine gesunde Balance zu sorgen.

So berichtet Peter Wohlleben auch davon, dass ihn sein Einsatz für einen nachhaltigen Umgang mit unseren Wäldern in einen Burnout geführt hat. Dadurch hat er gelernt, mit seinen eigenen Ressourcen nachhaltiger umzugehen und für sich zu sorgen, damit er schlussendlich länger für sich selbst und den Wald sorgen kann.

Nur aus einem vollen Brunnen können wir leicht schöpfen. Wenn wir uns innerlich verausgaben, so kann unser Brunnen versiegen. Wenn wir beim Thema Nachhaltigkeit den Blick nach innen und nach außen richten, liegt darin eine wunderbare Wachstumschance.

Mit meinem Coaching und meiner psychotherapeutischen Begleitung helfe ich Menschen dabei, sich auf sich selber zu besinnen, ihre Bedürfnisse zu entdecken und auf gesunde Weise für sich einzustehen und damit auch Selbstverantwortung zu lernen. Daraus entsteht ein verantwortliches Handeln im Außen und damit ein nachhaltiges Agieren in unserer Welt.