8.1.2021

Begegnung mit dem »inneren Kind«

Es wird inzwischen immer mehr vom »innerenKind« oder dem »inneren Kritiker« gesprochen. Was genau aber ist damit gemeint und wie kann das Verständnis davon, innere Anteile zu haben, im alltäglichen Leben helfen? Schon lange arbeite ich für mich selber und in meiner Praxis mit inneren Anteilen. Inspiriert durch eine Unterhaltung, die sich vor kurzem zufällig ergab, möchte ich hier ein wenig mehr darüber schreiben, was unter „inneren Kindern“ zu verstehen ist.

Vor einiger Zeit hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit einer älteren Dame – ich nenne sie hier Klara. Sie kam im Jahr 1941 auf die Welt und ist ein sehr offener und neugieriger Mensch. Ihr Leben lang hat sie sich mit ihren persönlichen Themen und psychischen Wunden auseinandergesetzt. Auch mit ihren inneren Anteilen ist sie in Kontakt, den verwundeten, eher jüngeren Kindanteilen wie auch den strategischen Beschützer- oder Überlebensanteilen.

Beeindruckend ist, dass Klara sich sowohl der verwundeten Anteile annimmt, als auch bereit ist, die nicht immer angenehmen Auswirkungen des Verhaltens bestimmter beschützender Anteile anzuerkennen. Ihr ist es wichtig herauszufinden, wie  sie von innen heraus ein anderes Verhalten freilegen kann, das freier von strategischen Überlebensmustern ist. Gerade ihre beschützenden Anteile haben aus der Not heraus und aus Erfahrungen der Grenzüberschreitung ihr gegenüber im späteren Leben selber grenzüberschreitendes Verhalten an denTag gelegt. Sich dessen gewahr zu werden, es als Realität anzuerkennen, das ist ür jeden Menschen ein großer und mutiger Schritt.

Wir können nur verändern, was wir zuerst voll und ganz annehmen

Letztendlich kann dieses Anerkennen dessen, was man als Handlung an sich vielleicht nicht mag, zu mehr Selbstliebe und Selbstakzeptanz führen. Je mehr Klara für sich in der Tiefe erfassen und fühlen konnte, aus welcher Situation und Not heraus bestimmte Strategien und Verhaltensmuster entstehen mussten, um so mehr konnte sie sich dafür verzeihen.  Tatsächlich können wir nur das ändern, was wir annehmen und akzeptieren. Die Dinge in uns, in denen wir erkennen können, dass ihr ursprünglicher Zweck gut war – selbst wenn sie uns jetzt im Weg stehen mögen - können wir auch ändern.

Das Selbst ist innewohnend liebevoll, in sich ruhende, mutig und vieles mehr

Bevor ich weitererzähle, möchte ich gerne sagen, was für mich der Begriff „inneren Anteile“ bedeuten. Wir alle haben einen gesunden, unzerstörbaren Kern, unser Selbst. Dieses ist von Natur aus liebevoll, offen neugierig, mutig und freudvoll und vieles mehr. Wenn wir von diesem Selbst aus kommen, haben alle Gefühle des Lebens Platz gefühlt zu werden. Sie können wie eine Welle anschwellen und dann wieder abebben. An Kindern kann man dieses natürliche Surfen durch die unterschiedlichsten Gefühlszustände gut sehen. Ein Grund, warum Kinder so viel Energie haben, ist meiner Meinung nach auch der, dass sie noch nicht so viele Konzepte darüber haben welche Gefühle erlaubt sind und welche nicht. Gefühle sind Gefühle, haben einenGrund und sind als Ausdruck ihres Seins einfach da.

Innere Anteile stehen oft in Beziehung zueinander: verletzte Kindanteile zum Beispiel können in Verbindung mit Beschützer-Anteilen stehen

Wir tragen aber auch emotionale Verletzungen, unerlöste Gefühle und Verhaltensmuster in uns, die sich als stagnative oder sogar selbstdestruktive Handlungen ausdrücken können. Diese Gefühle,Verhaltensmuster und Glaubenssätze werden von inneren Anteilen getragen. Man kann sie sich wie innere Subpersönlichkeiten vorstellen, oder jüngere, innere Kinder.

Zusätzlich gibt es Anteile, die beschützende Funktionen einnehmen und bestimmte Strategien entwickelt haben, um die verwundeten, jüngeren Anteile zu schützen. Diese Anteile erscheinen oft etwas älter, auch wenn Sie es im Kern eigentlich nicht sind.

Allgemein lässt sich sagen, dass die menschliche Psyche sich auf drei unterschiedliche Weisen zum Ausdruck bringt: a) vom erwachsenen Selbst aus, b) von verwundeten, oft verdrängten und eher jüngeren Anteilen und c) von beschützenden, strategischen Anteilen.  

Der wie ferngesteuerte Griff zur Schokolade kann ein Tor zu inneren Anteilen sein

Ein kleines Beispiel dafür, wie unterschiedliche, innere Anteile im Alltag zum Ausdruck kommen, ist zum Beispiel der unbändige Heißhunger auf Schokolade: Fritz Mustermann hat gerade eine schlechte Bewertung seines Projektes in der Arbeit bekommen. Als er nach Hause kommt, geht er wie ferngesteuert an den Küchenschrank, in dem sein Schokoladenvorrat liegt. Ehe er es sich versieht, hat er eine Tafel Schokolade verschlungen. Er greift bereits nach der nächsten, als er innehält und sich über sich ärgert. Schon wieder ist er schwach geworden, kein Wunder, dass er zunimmt, wenn er so völlig zügellosSchokolade in sich hineinstopft. Von seiner Gier angeekelt, macht er den Küchenschrank schnell zu und verläßt die Küche.

Was also ist geschehen: die schlechte Bewertung des Arbeitsprojektes hat den inneren Anteil „Nie-bin-ich-gut-genug“ sozusagen aufgeweckt. Dieser Anteil begleitet Fritz Mustermann schon seit seinem 4. Lebensjahr. Damals kam sein jüngerer Bruder, der von Anfang an bevorzugt wurde. Alles was er tat, wurde gelobt und bewundert, während die Eltern für einen Großteil dessen, was Fritz ihnen zeigte, lediglich Kritik übrig hatten.

Scham ist eines der am schwierigsten zu ertragenden Gefühle

Das Gefühl, nicht genug zu sein, ist mit einer tiefen Scham verbunden und dem Gefühl nicht richtig zu sein. Das ist ein ziemlich unerträgliches Gefühl. Aus Angst, dass Fritz Mustermann von diesen Gefühlen überflutet werden könnte, wird nun ein anderer Anteil aktiv, ich nenne in hier den „Schokoladenbesänftiger“. Er übernimmt sozusagen das Ruder und versucht die aufkommenden Gefühle mit Schokolade herunterzustopfen.

Diese Aktion nun ruft einen weiteren Anteil auf den Plan, den inneren Kritiker und Antreiber. Seine Aufgabe ist es, Fritz Mustermann so gut es geht dazu anzutreiben, Höchstleistungen zu erbringen, um irgendwann von außen die Bestätigung zu bekommen, die sich der kleine Fritz sosehr gewünscht hätte. Wenn Fritz nun zunähme, würde das aus Sicht des inneren Kritikers sein Ansehen gefährden und zu Ablehnung führen. Und genau das möchte dieser Anteil vermeiden, Fritz soll sich nie mehr so fühlen, wie damals als kleiner, abgelehnter Junge.

Aus dieser Abfolge von inneren Anteilen kann ein Teufelskreislauf entstehen. Die kritische Stimme nämlich ruft wieder den kleinen Fritz hervor, der sich nicht gut genug fühlt, das wiederum ruft den Schokolandenbesänftiger auf den Plan und so weiter.

Wenn das Selbst das Steuer übernimmt, gibt es immer einen Lösungsweg

Einen Weg gibt es aus dieser scheinbaren Endlosschleife heraus: das Selbst kümmert sich um die inneren Anteile. Dann gibt es einen Kapitän, der in Mitgefühl, Liebe, offener Neugierde etc. verankert ist, der die Ängste und Befürchtungen und Gefühle der Anteile fühlt, erfasst und bezeugt.

Dieser Kapitän des Schiffes wird zwar sicherlich auch ab und an durch eine hohe Welle, die das Leben manchmal vorbeibringt vom Ruder geschubst, aber er findet immer wieder seinen Weg zurück. Das klingt einfach, auf einer Ebene ist es das auch, weil jeder von uns diesen Kapitän und damit auch die eigenen Selbstheilungskräfte in sich trägt. Aber unsere Wunden und Strategien haben sich über Jahre, oft Jahrzehnte aufgebaut und so dauert auch der Weg uns mehr und mehr anzunehmen und kennen zu lernen seinen Zeit. Dabei ist jeder auch noch so kleine Schritt ein Schritt der Heilung und des Ganzwerdens. Leider lässt sich das  oft nur im Rückblick erkennen, während man im Moment manchmal glaubt, man habe sich kein Stück voran bewegt.

Meistens leben innere Anteile in der Vergangenheit

Die Auffassung, dass wir unterschiedliche innere Anteile haben, bedeutet nicht, dass wir gespaltenen Persönlichkeiten sind, sondern lediglich, dass wir verschiedene  Aspekte haben. Jede einzelne besteht aus einem Cluster von bestimmten Gefühlen, Verhaltensweisen, Glaubenssätzen und Meinungen, die oft an eine bestimmte Situation gekoppelt sind. Die Anteile in dem Beispiel oben sind eng mit der Ankunft des jüngeren Bruders verknüpft. Auf gewisse Weise leben die Anteile in der vergangenen Realität von bestimmten Situationen oder Ereignissen, die wir nicht verarbeiten konnten. Damit sind diese Aspekte in der Vergangenheit und reagieren auch auf gegenwärtige Situationen aus Sicht der Vergangenheit.

Schon Goethe sprach von den zwei Seelen in seiner Brust (ein Hin- und Hergerissensein zwischen unterschiedlichen Bedürfnissen). Heute wird es aus psychologischer Warte immer mehr bestätigt, dass wir unterschiedlichste Anteile in uns tragen. Besonders schön und sehr mit meiner eigenen Auffassung übereinstimmend, hat diese Position der amerikanische Familientherapeut Richard C. Schwartz in seinem„Internal Family Systems“ (IFS) erklärt.

Bereits vorgeburtliche Erfahrungen prägen unser späteres Sein

Nun aber wieder zurück zu meinem Gespräch mit Klara. Sie fragte sich, warum sie sich immer wieder fast suchtartig zu Filmen über die Kriegszeit hingezogen fühle. Filme, die Sie auch emotional sehr aufwühlten.

Ich weiß aus ihrer Geschichte um zutiefst traumatisierte innere Anteile aus Zeiten des Krieges. Als feinfühliges Wesen hat sie schon im Mutterbauch sowohl den Unwillen ihrer Mutter über dieSchwangerschaft als auch die Bedrohung und Ängste des Krieges in sich aufgenommen. Heute wissen wir darum, wie sehr wir schon vorgeburtliche Erfahrungen auf zellulärer Ebene in uns abspeichern und wie diese Erfahrungen unsere weitere psychische und physischen Entwicklung prägen.

Klaras erste Lebensjahre waren von Kriegsängsten und einer nicht fassbaren, aber immer vorhandenen Bedrohung geprägt. Obwohl sie das Glück hatte, weder fliehen zu müssen noch in einer bombardierten Großstadt gelebt zu haben, trägt ein innerer Anteil von ihr Erinnerungen und gestalthafte Bilder der Kriegsgeschehnisse in sich. Auch das Einrollen der Sieger-Panzer in ihr Dorf, die Besetzung ihres Hauses, das Vorbeiziehen von Kriegsgefangen-Kolonnen, sind in ihrer inneren Erfahrung gespeichert. All dies lebt in Anteilen bis heute so, als sei es noch immer Realität. Das ist nicht auf einer bewussten Ebene so, denn natürlich weiß Klara, dass wir heute das Jahr 2020 schreiben. Aber innere Anteile wissen oft nicht darum, dass ein unverarbeitetes und schreckliches Erlebnis tatsächlich vorüber ist.

Erfahrungen im Jetzt können die Vergangenheit wecken - unsere Reaktionen scheinen dann oft unerklärlich übertrieben zu sein

Die Traumaforschung, unter anderem von Bessel van der Kolk, belegt, wie gegenwärtige Trigger abgespaltene Trauma-Erfahrungen und damit die immer wieder gleichen inneren Reaktionsmuster aktivieren. Das aktivierte Reaktionsmuster mitsamt den körperlichen Empfindungen und Gefühlen wiederholt genau das gleiche Muster, wie es in der damaligen Situation entstand. Dabei wird die gegenwärtige Situation sozusagen durch die Trauma-Brille betrachtet und aus Sicht der Vergangenheit interpretiert. Von außen betrachtet sieht es dann oft so aus, als würde die Person stark überreagieren. In diesen Momenten sind Anteile aktiv, die das vergangene Trauma tragen und in der Vergangenheit feststecken, bis sie daraus erlöst werden.

Schon viel hat Klara daran gearbeitet, innere traumatisierte Anteile zu sich in die Gegenwart zu holen. Aber woher dann dieser Drang, sich immer wieder Filme aus der Kriegszeit anzuschauen?

Im Gespräch äußerte ich meine Vermutung, dass es in ihr einen Anteil gäbe, dessen Realität noch die des Krieges ist, der  erstarrt ist in den Schrecken des für ein Kind emotional unverdaulichen Geschehens. Alleine das Wort „erstarrt“ rührte in Klara etwas an. Bedenkt man die Schrecken des Krieges und wie unser ganzes System auf Situationen reagiert, denen wir hilflos ausgeliefert sind, so ist leicht zu schlussfolgern, dass es sich hier um einen Anteil handelt, der in Schockstarre ist, der sich „totstellt“ um zu überleben.  

Innere Anteile brauchen das erwachsene Selbst – wenn sie gefühlt und wahrgenommen werden, können Sie aus der Vergangenheit gelöst und im Jetzt integriert werden

Vielleicht ist dieser Sog von Kriegsfilmen ein Hilferuf der Psyche, sich diesem Anteil zuzuwenden. Wenn es diesen in denKriegsschrecken erstarrt und gefangenen Anteil in Klara gibt und sie durch dieFilme ausgelöst Trauer und Schrecken heute nachempfindet, so fühlt sich jener innere Anteil gesehen. In diesen Momenten darf etwas von der Starre in den Ausdruck kommen. Das klingt erst mal sogar hilfreich, warum also besteht dann der Drang nach solchen Filmen fort?

Solange sich Klara als Erwachsene nicht bewusst ist, dass ein innerer Anteil von ihr versucht, über die Filme sozusagen etwas emotionalen Dampf ablassen zu können, wird sie mit dem kleinen Anteil verschmelzen und dann fehlt ihre erwachsene Präsenz, die sich dem verwundeten Anteil zuwenden kann. Dadurch wiederholt sich auf bestimmte Weise das Trauma von damals, nämlich mit einer schrecklichen Situation alleine zu sein.

Man könnte sagen, dass der innere Anteil durch das Anschauen der Filme die Erwachsene zu sich in die Vergangenheit holt und damit versucht, eine Art Bestätigung für das zu bekommen, was er erlebt hat. Das sind natürlich keine bewussten Gedanken, die im Inneren ablaufen sondern unbewusste Muster, die hinter der „Sucht“ nach Kriegsfilmen liegt. Mit dem Anteil auf diese Weise in die Vergangenheit zu gehen und eventuell noch mit den Gefühlen desselben zu verschmelzen, ist aber keine Lösung.

Wahre und offene Neugierde will wirklich dieBeweggründe oder Gefühle des anderen hören

Durch das Gespräch wurde Klara klar, dass dieser erstarrte Anteil in ihr sie als Erwachsene braucht, sie, die all diese Schrecken überlebt hat und das Beste daraus gemacht hat und ihre Lebenskraft und Kreativität behalten hat. Aber dafür braucht sie keine Filme. Dafür gilt es, dass sie sich von ihrem Mitgefühl, ihrem Herzensmut, ihrer offenen Neugierde diesem Anteil zuwendet, und ihn anhört, ihn fühlt, auch wenn die Antwort erst mal nur starre Stille sein mag.

Da sie sich hier einem ganz tiefen und sehr verwundeten Anteil zuwendet, wird sie sich wahrscheinlich therapeutische Hilfe holen, da sie aus der Erfahrung darum weiß, dass es bei manchen Schritten wichtig ist, ein Gegenüber zu haben, der/die den Raum für diese Arbeit mithält und helfen kann, wenn spürbar wird, dass der Erwachsener und ein innerer Anteil zu verschmelzen drohen. Danach wird  Klara mit all ihrer Erfahrung wieder für sich alleine weiter arbeiten können. Oft ist es aber auch so, dass das Leben dann einfach eine Weile gut und zum genießen ist und wenn die Zeit dafür wieder reif ist zeigt uns das Leben ein weiteres Tor zu einem inneren Anteil von uns.

Ich bin zutiefst dankbar für dieses Gespräch im Sonnenschein und bei einer Tasse Tee. Und ich hoffe, dass dieser Text vielleicht eine Inspiration dafür ist, sich selbst ein Stück mehr zu begegnen.


Buchempfehlungen zum Thema:

Richard C. Schwartz: IFS – Das System der Inneren Familie. Ein Weg zu mehr Selbstführung. Books on Demand, Norderstedt, 2008

Eine komprimierte und gut verständliche Einführung in die Konzepte und Methoden von IFS. Zum praktischen Verständnis werden auch Beispiele angeführt.

Richard C. Schwartz: Systemische Therapie mit der inneren Familie. Pfeiffer beiKlett-Cotta, München, 2. Auflage 2000

Ein komplexeres, mehr in die Tiefe gehendes Buch, das für Laien und Fachpersonen interessant ist. Auch hier finden sich zusätzlich zur Darlegung der Theorie viele Fallbeispiele.

Jay Earley: Meine innere Welt verstehen: Selbsttherapie mit Persönlichkeitsanteilen. Mit einem Vorwort von Richard C. Schwartz, Begründer der IFS-Therapie. Kösel-Verlag, 3. Auflage 2014

Basierend auf IFS ist dieses Buch eine Anleitung, um selber mit seinen inneren Anteilen zu arbeiten. Der Aufbau der inneren Welt und die unterschiedlichen Anteile werden zusätzlich durch gut verständliche Illustrationen dargestellt.

Manche Menschen finden für sich alleine gut einen Zugang  zu ihren Anteilen, für andere wiederum ist es sehr hilfreich, vor allem am Anfang bei einer Therapeuten*in, der/die mit inneren Anteilen arbeitet, Unterstützung zu bekommen. Das hilft, um ein Gefühl für sein Selbst und die Anteile zu bekommen. Je nach dem, welche Verwundungen und traumatisierende Erfahrungen man in sich trägt, ist es vor allem in der Arbeit mit bestimmten Anteilen sehr wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen. Andererseits hat jeder Mensch auch eine innere Weisheit, die bestimmte Themen gar nicht erst ins Bewusstsein kommen lässt, wenn die Situation nicht sicher genug ist.

Earley empfiehlt auch, manche Schritte mit einem Partner zu machen, der sich ebenfalls mit dieser Arbeit auseinandersetzt.Manchmal ist ein Blick von außen einfach hilfreich. Es gibt wie überall nicht den einen Weg für alle. Aber dieses Buch ist eine gute Möglichkeit, sich selber ein Stück besser verstehen zu können.

Eva Eland: Gebrauchsanweisung gegen Traurigkeit. Carl Hanser Verlag, München, 2. Auflage 2019

Ein ganz schönes, kleines Kinderbuch mit wunderbaren Illustrationen. Eigentlich geht es darin nicht darum, etwas „gegen“die Traurigkeit zu tun, sondern vielmehr zu lernen mit der Traurigkeit zu sein. Und eben jenes Miteinander ist dann auch die Lösung.